Wasser

vom 15.03.2025

Unsere Welt. 2050. Verloren. Der Mensch hat seinen Fingerabdruck unabänderlich unserem Planeten eingebrannt. Die Warnungen der Wissenschaftler und Forscher wurden ignoriert – und in der Folge wurde die prophezeite Katastrophe epischen Ausmaßes noch um ein Vielfaches übertroffen. Alle Prognosen und Szenarien waren weit von dem entfernt, was wirklich passieren sollte: Der deutlich früher erreichte Kipppunkt im Atlantischen Ozean stieß binnen weniger Wochen wie ein Dominostein angrenzende Ökosysteme um. Nicht einen. Nicht zwei. Alle. Es verbreitete sich rasend schnell. Pflanzen verödeten. Tierarten starben der Reihe nach aus. Wir konnten nur ohnmächtig Zusehen. Ein nimmersatter Tod fraß sich durch die Kontinente – und ist bis heute nicht gesättigt.

Neugeborene gibt es nicht mehr. Als die anpassungsfähigste und robusteste Spezies des Planeten hält der Mensch in dieser selbstgemachten Hölle noch durch – selbst gejagt von alten und neuen Krankheiten, alten und neuen Feinden. Das letzte Zeitalter der Menschen schreitet konsequent und qualvoll voran. Das Leben ist fort. Unsere Erde schwebt sterbend im All – so wie die überheblichen Verursacher namens Menschheit.

Die Sonne brennt gnadenlos vom wolkenlosen Himmel herab. 75 Gerons  bei Tageslicht sind eher Durchschnitt. Der Boden ist rissig und vertrocknet. Schon lange gibt es keinerlei Niederschlag mehr. Und mit der unendlichen Trockenheit kam die Wasserknappheit. Niemand erinnert sich noch an Kriege um Einfluss, Territorien, das schwarze Öl oder wer den besseren imaginären Freund besäße. Anfangs gab es noch ein gewisses Maß an Ordnung und Vertrauen in das System. Die Regierungen waren um Kontrolle und Körpersprache bemüht. Sie propagierten eine nahende, weltweite Lösung. Die Bevölkerung hielt durch und glaubte daran. Doch mit der Zeit schwiegen ihre Vertreter immer lauter. Und eines Tages waren sie fort.

Eines nachts entzündete sich purer Hass an einer der vom Militär eingerichteten Trinkwasserrationsausgaben. Jemand schoss. Dann fielen viele Schüsse. Unzählige Menschen starben. Brände wurden gelegt, die sich rasant ins Stadtzentrum ausbreiteten. Sie säumten die überbevölkerte Metropole und verschlangen in ihrem synthetischen Dasein alles und jeden. Plünderungen. Vergewaltigungen. Exzesse aus Gewalt. Fanatiker mit Blutopfern. Kannibalismus. Endloses, sinnloses Morden. Es gab unzählige Täter. Und noch weit mehr Opfer. Der Nachthimmel war hell erleuchtet. Glut, Asche, Rauch und der widerliche Geruch von verbrennendem Menschenfleisch – ein Inferno sondergleichen. Die Schreie waren endlos. Der Tod höchstselbst, so erzählt man sich, soll die Pforten zur Hölle in dieser Nacht lachend aufgestoßen haben. Die Alten nennen diese Nacht „Red End“.

Jeder Schritt auf diesem toten Planeten wirbelt feinen Sand empor. Der Untergrund ist aus unzähligen, alten Skeletten von Menschen oder Tieren, welche sich einst hier einfach niederlegten, um ihrem Tod in der Kapitulation zu begegnen. Die Knochen, in denen sich vom Wind getriebene Stoff- und Müllreste gefangen haben, sind stark vertrocknet. Sie zerbrechen knackend unter Belastung. Als würde man durch eine Gruft waten – hier, in der einstigen Oase des blühenden Lebens dieser so großen Metropole.

Die Atemluft. Sie ist trocken. Viel dünner. Und bei jedem Atemzug steht nur wenig Sauerstoff zur Verfügung. Reizungen der Atemwege sind durch den feinen Sand in der Luft unumgänglich – das tägliche Geschäft der Heiler in den zersplitterten und sogar verfeindeten Siedlungen.

Ein Mann sackt auf die Knie. Der abgenutzte Leder-Schutzanzug knirscht unter der Bewegung, seine Ausrüstung am Rucksack klappert leise. Für einen Moment senkt er den Blick, schämt sich fast, doch dann zwingt er sich, wieder auf den Fund vor ihm zu starren: das endlose Nass in einem alten Swimmingpool, versiegelt mit einer dicken „SealTex“-Plane – hermetisch und luftdicht. Randvoll. Mehrere Liter Leben funkeln unter der dreckigen Plane. „Der Spinner hatte recht“, flüstert er leise. Ein bitteres Lächeln zieht über sein Gesicht, als er sich an das barbarische Verhör vor wenigen Tagen erinnert. Dieser verwahrloste Bastard aus einer anderen Siedlung, welcher mit Preisgabe dieser Information sein Leben retten wollte, kostete uns am Ende nur eine Patrone. Und nun, hier – das Wasser im geheimen Reservoir. Er hatte nicht gelogen, dieses arme Schwein. „Ich komme als Held zurück, verdammt!“, flüstert er euphorisch – „zurück in die Arme meiner Familie!“

... Ende der Leseprobe.

Die Situation spitzt sich zu als eine weitere Person am Fundort aufkreuzt – und ausgerechnet jetzt ... diese verdammten Toxinwellen mit ihrer tödlichen Fracht.

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ISBN: 9783819420184

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