Parodien aus KALLAXien
Drei Wochen ist es nun her, dass ich meine "Überlebender"-Auszeichnung erhalten habe. Ich war in Hamburg. Prime Time. Bei IKEA. An einem Samstag!!! Freunde, da ist der Elch von der Kette. Aber es verlief unerwartet gut. Ich war verdammt tapfer. Zäh. Aufmerksam. Und geduldig. Niemand wurde mit einem Kopfkissen erdrosselt oder gegen ein Hochbett geschubst. Es hätte wie ein Unfall ausgesehen - ganz sicher. Nachdem ich den dortigen Ausgang siegessicher durchschritt und wieder Tageslicht sah, dankte ich dem Köttbullar-Gott für seine schwedische Gnade, dass er mich nicht im Smoland Plastikkugeln anleckend hat irre werden lassen. Mit Stolz trage ich daher eine Miniatur des BILLY-Regals in den blau-gelben Nationalfarben als Zeichen unlimitierter Widerstandsfähigkeit und unmenschlicher Belastbarkeit am Revert. Es ist die einzig wahre Tapferkeitsmedaille, die es für Kunden im Einzelhandel gibt.
Heute. Oldenburg. 17 Uhr Ortszeit. Bei IKEA. An einem Samstag!!! Mit Musik auf den Ohren stellte ich mich der deutlich kleineren Herausforderung. Wenn man so nah am Ausgang parken kann, kann nicht viel los sein. Was soll schon schief gehen? Ich brauchte nur zwei Dinge (nein, keine Teelichter!) ...
Und während ich durch die Gänge schlenderte und den Aufbauten eher weniger Aufmerksamkeit schenkte (hey, ich wusste wirklich, was ich wollte!), meine Hände explizit in der Sofa-Abteilung dem Gitarrenspiel auf meinen Ohren folgten und diese lästigen Humanoiden schon per Blick auf Abstand gehalten werden konnten ... da traute sich plötzlich jemand, auf sich aufmerksam zu machen: ein junger Mann sprach mich an.
Knapper Meter achtzig, dunkelhaarig, normale Statur, ungewöhnlich schwitzend, doch ebenso schwarz gekleidet wie ich (er wollte „die Gelben“ wohl nicht ansprechen 😛) und wirkte aufgewühlt. Ich nahm meine JBLs aus den Ohren, da ich gerade noch Whitechapel per Luftgitarre unterstützte. Ich lächelte ihn freundlich an (da heck?) und bat um Wiederholung seiner Worte, da ich ihn nicht verstanden hatte und zeigte meine Kopfhörer hervor. Und abermals sprudelte es aus ihm heraus: „Bitte helfen Sie mir – ich komme hier nicht mehr raus! Wo geht es hier raus, bitte, wie komme ich hier raus?“
Zwei Sätze hierzu. Klare Aussagen. Klare Geste zum Boden. Er nickte und war dankbar drum. Macht mich das jetzt zu einer Art Park-Ranger im entskandinavischsten Möbelareal der ultimaten Möbelhaus-Herausforderungen? Habe ich diese Seele vor dem Smoland bewahrt? Drückt mir Karma hierfür ein kleines Steinchen ins Brett, dass ich meine schützende Hand über diesen desorientierten Humanoiden gelegt habe und wieder „auf den rechten Pfad“ schwedischer Gebräuche mit LED-betriebenen Pfeilen brachte? Er eilte aufgeregt davon.
Minuten später. Dem „Pfad des Köttbullar“ folgend. Da steht er wieder. Jetzt in der Blumenabteilung. Fast geschafft also. Die Mitarbeiterin hatte noch ein Telefonat am Ohr und konnte ihm noch nicht helfen und signalisierte „einen Moment, bitte“. Gleiche Szene. Gleiche Körpersprache. Mehr Hilflosigkeit. Der Gott des LACK-Tisches hatte sich schon das Lätzchen für den Ladenschluss umgebunden, um diese Seele zu verspeisen und im Smoland auf ewig in einer MALM-Kommode zu binden. Armer Kerl, wenn Du das hier liest ... ich hoffe, Du hast es geschafft!
Und liebe Frauen, wenn ihr eure Kerle zu IKEA mitnehmt, sorgt dafür, dass diese beim Verlassen des Gebäudes immer noch an eurer Seite sind. Spätestens an der Kasse schaut bitte, ob „noch alle dabei sind“. 🙂
Euch allen ein sonniges Wochenende ... ach, verdammt ... ich hätte Teelichter kaufen sollen!
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