Oldenburg, Licht an!
Neuenwege. Wertstoffannahmestelle. 09:30 Uhr vielleicht. Straffende -1°C mit reichlich Nebel. Vor mir steht ein Lieferwagen aus dem Gemischtwarensortiment. Da liegt alles drin - Matratze, Metall, Schränke ... bis unters Dach. Gar kein Überblick möglich. Aber die freundlichen Mitarbeitenden dort haben bestimmt auch dafür eine Lösung. Und ja, wie erwartet wird der Gemischtwarenhändler auf die linke Spur zum Parken geholt. Ich rolle an die nun geschlossene Schranke.
„Moin“ ertönt es aus dem Eingangsgebäude durch das offene, kleine Fenster. Eine Frau mit Brille strahlt mich an und versprüht gleich gute Laune. So mag ich das. Mein längeres „Moooin“ lässt mir genügend Zeit ans Fenster zu treten. „Ich führe einen 13,14 qm großen Teppich mit. Ich schwöre, es befindet sich keine Leiche darin. Das Drecksteil ist über 20 Jahre alt und sollte sich längst atomisiert haben, aber so haben Teppich und ich etwas gemeinsam.“ Sie lacht. „8 EUR, bitte!“ Zack, die listige Bankkarte kontaktlos benutzt und kurz gefragt, wo ich denn jetzt hin müsse. „Linke Spur und am Einbahnstraßenschild links hoch. Die Kollegen warten oben.“ Ich wiederhole dies, bedanke mich und steige sportlich und mit Elan in meinen Flitzer.
Die Kollegen warten oben - öhm ... hätte ich das mit der Leiche nicht salopp erwähnen dürfen? Kommt jetzt das SEK kurzfristig zu einem weiteren Spaßeinsatz? Was ist, wenn das eine Hundertschaft ist? Ich und meine Witzelsucht - der falsche Satz in anderer Situation bringt mich mit Sicherheit nochmal dem lieben Gott deutlich näher. Also ... brummmm, linke Spur - hoch da! Oben steht eine Pylone mit einladendem STOPP. Ein Hühne tritt heran und räumt die kleine Playmobil-Pylone (rein von den Proportionen) zur Seite. Mein Fenster rauscht runter. „Moin“ in einem bestimmenden Tonfall mit „was haste drin?“ „Moin. Nur Teppich.“ (Hach, ich liebe den Norden - kein Gesabbel!). „Sortierabfälle - schwarzes Schild.“ „Danke“ und mein Fenster schließt sich, mein Flitzer rollt bereits.
Tür auf, der selbstgemachte Metal-Song endet, Kofferraum hoch - die „Leiche“ rausziehen. Und drei Leute in orangener Weste schauen, was ich tue. Klebebandumwicklung weg, rauf auf die Schulter und den alten Teppich in die hintere Hälfte des Containers geworfen. Ja, da hätte Aladdin mitfliegen können – also rein theoretisch. Alles wieder verpacken, Kofferraum zu - und Abfahrt. Richtig, es war so gar nichts los. Für einen Samstag sehr hilfreich.
Die gesperrte A29 Auffahrt „OL-Hafen“ zwingt zum Umweg. Statt durch die Stadt wählte ich kurzerhand die Autobahn über den Stadtsüden und dann die „Stadtautobahn“ gen Norden. Wie üblich tauchten typische Automarken auf, die deutlich schneller als die deklarierten 100 km/h fuhren – zugegeben, ich mit meinen 108 km/h auch. Aber was ist das denn jetzt ... ?!?!?!
Der Nebel gibt vermehrt Autos frei. Da sind andere Verkehrsteilnemer. Alle fahren. Alle ohne Licht. Das Heck ist dunkel. Was zum degenerierten Grünkohl ist das jetzt ...?!?!? Seid ihr denn alle Organspender? Sind die Versicherungsbeiträge immer noch nicht hoch genug? Ich setze zum Überholen an und deute mit der Hand an, man solle Licht einschalten. Verwirrte Gesichter. Mehrmals. Eigentlich gibt es eine typische Handbewegung für „Licht fehlt“ - oder für „Scheinwerfer defekt“. Niemand reagiert. Der 7,5to'er aus Hamburg versteht es auf Anhieb. Ein Lob an unsere Berufskraftfahrer aus der Hansestadt. Die Autos? Fehlanzeige.
Und jetzt sitze ich hier - eigentlich ist der Teppich raus, da hier renoviert wird – und schreibe in diese Gruppe. Die Quote (gefühlt 1:2) war nämlich ungewöhnlich hoch am Morgen, daher meine Bitte: SCHALTET DAS VERDAMMTE TAGFAHRLICHT AUS UND GEHT AUF ABBLENDLICHT - das ist die reguläre Beleuchtung! Bei vielen Modellen bleibt nämlich das Heck in der Einstellung dunkel. Licht an! Steht der Schalter bei „Suppe“ also auf „auto“, dreh mal dran ... und wenn Du nicht weißt, wie Dein Auto je Schalterstellung reagiert, prüfe es doch bitte zeitnah!
Zug aus dem Kaffeebecher. Atmen. Mein persönliches Highlight war ein Gast aus Bulgarien. Der hatte nämlich die Hecklichter seines bayrischen Fahrzeugs schwarz foliert. Das bedeutet, da es ja geiler aussieht, wodurch das Heck viel zu dunkel ist (Vorschrift, nech?!), obwohl das Licht an ist. Den habe ich aber rechtzeitig gesehen. Warum? Der fuhr mit eingeschaltetem Nebelschlusslicht. AHHHHHRG!
Licht? Immer. Und wenn Dir heute jemand am Vormittag ungewöhnlich mit den Händen fuchtelnd auf der Autobahn versucht hat zu erklären, dass Du Dein verdammtes Licht einschalten sollst, so ein Typ mit schwarzem Flitzer und Mütze auf dem Kopf, unrasiert - ja, das war ich.
Fahrt vorsichtig, bleibt unfallfrei!
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